Zwischen Hamlet, Hanswurst und dem Andrucktermin um 22.30 Uhr – Der Alltag der Theaterkritik
Abstract
Kritiker werden häufig karikiert: auf der Bühne, im Film und natürlich in gezeichneter Form. Ein frühes Beispiel bilden Shakespeares Zuschauer-Kommentare im Sommernachtstraum. In Arsen und Spitzenhäubchen oder dem Animationsfilm Ratatouille findet man ebenfalls Karikaturen. Die Behauptung, die Theaterkritik existiere erst seit Lessings Hamburgischer Dramaturgie, muss zurückgewiesen werden. Ohne Kritik sind weder die antiken Dramatiker-Wettbewerbe noch die Poetik des Aristoteles denkbar. Rein stilistisch betrachtet sind Theaterkritiken von einem starken mündlichen Duktus geprägt, speziell bei Ludwig Börne, Theodor Fontane, Alfred Kerr und Friedrich Luft. Kerrs Behauptung, die Kritik stünde als vierte Gattung neben der Lyrik, Dramatik und Epik diente der Selbststilisierung, andere Kritiker teilen diese Auffassung nicht. Im medialen Kontext stellen sich für heutige Theaterkritiker ständig
neue Herausforderungen dar: Zum einen ist der Aktualitätsdruck durch die Online-Konkurrenz stark gestiegen, zum anderen verlangt die formale Vielfalt (postdramatisches Theater, postmigrantisches Theater, Site Specific Theatre, Rechercheprojekte, Dekonstruktion überlieferter Stoffe etc.) ständig neue Positionsbestimmungen.
Schlagworte
Theaterkritik; Karikatur; Aktualität; Ludwig Börne; Theodor Fontane; Alfred Kerr; Friedrich Luft
Literaturhinweise
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