Strategische Grenzgängereien: Bertolt Brechts Arbeitsbeziehungen zu Künstlern mit NS-Vergangenheit

Jürgen Hillesheim
https://orcid.org/0000-0003-4087-9454

Abstract

Bertolt Brecht wollte von seiner Jugend an ein bedeutender Schriftsteller werden. Dazu gehörte in seinem Selbstverständnis unbedingt der Erfolg: Ansehen, Berühmtheit, Geld, das er mit seiner Dichtung verdienen wollte. Geradezu strategisch plante er seine Karriere. Dabei war eine gewisse moralische Biegsamkeit von Vorteil, die u.a. dazu führte, dass er stets Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten suchte, ohne sich besonders um deren politische Verortung zu kümmern. Besonders bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang seine Kontakte zu Vertretern der nationalsozialistischen Kulturelite, die Brecht seit den späten vierziger Jahren suchte und pflegte. Dem wurde in der Forschung bisher nicht in angemessener Weise nachgegangen. Vielleicht um das Bild Brechts als eines sozialistischen Säulenheiligen nicht in Frage zu stellen?


Schlagworte

Bertolt Brecht; Nationalsozialismus; Kontakte; Strategie; Karriere

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Veröffentlicht : 2023-10-25


HillesheimJ. (2023). Strategische Grenzgängereien: Bertolt Brechts Arbeitsbeziehungen zu Künstlern mit NS-Vergangenheit. Wortfolge. Szyk Słów, (7), 1-16. https://doi.org/10.31261/WSS.2023.07.08

Jürgen Hillesheim  Juergen.Hillesheim@augsburg.de
Universität Augsburg  Deutschland
https://orcid.org/0000-0003-4087-9454

Jürgen Hillesheim leitet die Brecht-Forschungsstätte Augsburg, ist Professor der Universität Augsburg und Professor h.c. der Staatlichen Iwan-Franko-Universität in Zhytomyr (Ukraine). Er ist Autor bzw. Herausgeber von mehr als dreißig Büchern und weit über hundert Beiträgen zu Themen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft mit einem Schwerpunkt auf Bertolt Brecht.