Der Artikel ist der Bedeutung und der Rolle des Primas in der Geschichte Polens gewidmet. Die Gründung des Amtes des Primas steht im Zusammenhang mit der Gründung in Polen einer zweiten kirchlichen Metropole in Lwów. In der Frage der Rangordnung zwischen den Metropolen Gniezno und Lwów wurde der Titel des Primas zum ersten Mal dem gnesener Metropoliten Mikołaj Trąba in Jahre 1418 zu Konstanz verliehen. Zu den Berechtigungen des Primas gehörten: die Krönung des Königs von Polen, das Recht der Berufung der Provinzialsynoden und ihre Leitung, der Kirchengerichtshof dritter Instanz, die Sorge um die Erhaltung des Katholizismus in den durch den Protestantismus bedrohten Gebieten, die Vertretung der polnischen Kirche nach aussen. Eine besondere Berechtigung der Primaten von Polen war das Vorrecht des Tragens der Purpurgewänder. Der Primas besass ebenfalls politische Berechtigungen und zwar das Privileg des Interrex während der königlosen Zeit. Zur Zeit der Annexsionen 1795-1918 versuchte Preussen, in dessen Grenzen sich Gniezno befand, das Amt des Primas aufzuheben, da es die Einheit des polnischen Volkes symbolisierte. Die österreichischen und russischen Annexionsregierungen dagegen waren bemüht das Amt des Primas für die Bischöfe von Mohylów in Russland und Lwów in Österreich zu erlangen. Infolge dieser Bemühungen wurde im Jahre 1818 der Titel Primas des Königreiches Polen für die warschauer Erzbischöfe gegründet. Im wiedererstandenen Polen, nach 1918, erhoben auf das Amt des Primas die Erzbischöfe von Gniezno und Warsawa Anspruch. Der Heilige Stuhl hob im Jahre 1925 die Jurisdiktion des Primas für den Erzbischof von Gniezno auf, behielt jedoch beide Titel des Primas. Im Jahre 1946, infolge der Union von Gniezno und Warsawa sowie dank der Wiederherstellung der Berechtigungen des Primas für den Kardinal August Hlond, begann in der neuen politischen Situation das Amt des Primas eine wichtige Rolle im Leben der Kirche in Polen zu spielen. Die Berechtigungen des Primas wurden in der Zeit des Stalinismus erweitert und Kardinal Stefan Wyszyński hob durch seinen persönlichen Beitrag noch mehr seine Bedeutung.