Der Vergleich der Askese und ihrer Begründung in den Schriften des Antonius und in den ausgewählten Schriften aus Nag Hammadi führt zu dem Schluss, dass bei beiden ein gemeinsames Gedankensystem besteht und dieses gemeinsame Gedankensystem stammt aus der Gedankenwelt Platons. Die asketische Bemühung, sich von den Leidenschaften des Leibes abzuwenden, ist deutlicher ausgedrückt in den Texten von Nag Hammadi; denn diese asketische Bemühung führt zur Rückkehr zur ursprünglichen Einheit. Diese Einheit als Vereinigung des Menschen ist bei Antonius und in den Nag-Hammadi-Texten gleichermassen dargestellt. Der Unterschied besteht darin, dass in den Briefen des Antonius die Einheit in der Unterordnung des ganzen Menschen unter den Geist besteht, woran auch der Leib Anteil nimmt; in den Texten von Nag Hammadi besteht die Rückkehr zu Einheit vor allen Dingen darin, dass sich der Nus, fast wie ein selbständiges Wesen, von Seele und Leib abwendet. In beiden Quellen kommt eine Hilfe von aussen durch den „Logos”, und in den christlichen Texten ist dieser „Logos” Christus. In den Briefen des Antonius wird der Leib nicht negativ bewertet, da er zur Auferstehung berufen ist. Und dies scheint ein weiterer Schritt zur Christianisierung dieses Gedankensystems zu sein, an dem die Briefe als Ganzen teilhaben. Um auf Ausgangsfrage zurückzukommen: das Mönchtum könnte sehr wohl Kontakt gehabt haben mit den Texten aus Nag Hammadi, und es könnte deshalb wohl auch ein inhaltlicher Zusammenhang bestehen, jedenfalls mit solchen Werken wie Authentikos Logos, Die Lehren des Silvanus, Exegese über die Seele und ähnlichen Schriften. Durch diese Werke könnte man eventuell eine Brücke zu bauen suchen zwischen dem Monastizismus und dem Gnostizismus in Nag Hammadi, sofern sich die Frage klären lässt, warum und auf welche Weise solche Werke gerade unter authentisch gnostische Schriften geraten sind.