Der Artikel unter dem obigen Titel, welcher dem Bereich der Pastoraltheologie gehört, besteht aus drei grundsätzlichen Teilen. Der 1. Teil bespricht die psychotherapeutische Theorie von Carl Rogers. Im 2. Teil setzt sich der Autor mit verschiedenen Vorwürfen, die der Rogers'schen Theorie gestellt wurden, auseinander. Im 3. Teil spricht der Autor von den Möglichkeiten der Anwendung dieser Theorie in der Seelsorge.
Im allgemeinen ist die Theorie von C. Rogers in der Hypothese enthalten, die er selbst in seinem Buch On becoming a person (1961) aufgestellt hat. Wenn ein Therapeut mit einer personalen Relation zu seinem Patienten ausgerüstet ist, in welcher er authentisch, innerlich in Übereinstimmung ist, akzeptierend und den Partner als eine wertvolle Person schätzend, empathisch die Welt seiner Gefühle versteht, ebenfalls seine Haltung annerkennt, dann wird der Therapeut mit Sicherheit eine Änderung beim Patienten erreichen. Durch diese Änderung erhält der Partner Möglichkeit einer wahren Selbsterkenntnis, grössere Sicherheit, eine mehr positive Bewertungsmöglichkeit seiner selbst, er wird weniger auf verschiedene Stresse aufnahmefähig, kann sich auch schneller von ihnen befreien, er wird auch offener auf die Elemente der eigenen Erfahrung. Sein reifes, vergesellschaftliches Verhalten wird sich mehr anpassen, er wird auch zu einer mehr gesunden, integrierten und gut funktionierenden Persönlichkeit in ihrer individuellen Struktur.
Auf dem Grund dieser Hypothese liegt der fundamentale Ansatz von C. Rogers, dass die Grundnatur des Menschen, wenn sie in einer freien Art funktioniert, konstruktiv und vertrauensvoll ist. Diese Ansicht im Rogers'schen protestantischen Milieu und in den Zeiten, wo die Theorie von Freud modern war, war durchaus revolutionär. Denn sowohl das Christentum in seiner protestantischen Version, wie auch der ganze Freudismus bedienten sich einer Konzeption, wonach der Mensch von Natur aus schlecht ist. Man darf sich also nicht wundern, dass diese Theorie vielen Vorwürfen gehören; zu den wichtigsten Vorwürfen gehören: eine zu optimistische Sicht des Menschen und seine übertriebene Akzeptation die mit der Toleranz des Bösen selbst grenzt. Wenn man die Argumentation der Kritiker befolgt, kann man beobachten, dass ihre Kritik oft nur Analyse der einzelnen Worte ist und nicht den Kontext der Theorie beachtet.
Man kann nicht verneinen, dass man die Rogers'sche Theorie nicht in jedem Fall verteidigen kann. Das betrifft vor allem die Konzeption der Person. Rogers idealisiert zu sehr die aktualisierende Tendenz im Menschen. Man muss jedoch in der Rogers'schen Theorie die psychotherapeutische Methode von der Konzeption der Person unterscheiden. Die Methode ist aber wichtiger. Die Konzeption der Person hat nur einen Hilfscharakter und ist eine Hypothese und eine Probe zur Erklärung der Wirklichkeit, welcher Rogers in seiner psychotherapeutischen Praxis begegnet hat. Die vielen Beratungskontakte mit Menschen haben C. Rogers erlaubt eine Schlussfolgerung zu ziehen, dass man einem Menschen besser helfen kann, wenn man ihm gegenüber einen unbedingt positiven Bezug zeigt. Auf dieses Element weisen alle diejenigen hin, welche diese Theorie in die Seelsorge übertragen wollen. Es handelt sich hier vor allem um Vertreter der Bewegung, die unter dem Namen „Pastoral Counseling” bekannt ist.
Aus den vielen Hinweisen, wie man die Theorie in der Seelsorge ausnützen könnte, wollen wir zunächst den sakramentalen Kontakt nennen, besonders den im Versöhnungssakrament. Die Rogers'sche Methode soll dem Beichtvater helfen, damit er sich nicht so sehr auf den Sünden, sondern vielmehr auf das Beichtkind selbst konzentriere. Er muss das betonen und aufgreifen, was dem Beichtenden zur besseren Aufnahme der göttlichen Gnade hilft. Im aussersakramentalen Bereich kann die Methode von C. Rogers in bestimmten Fällen der Beratung ausgenützt sein, in denen der „von Gesicht zu Gesicht — Kontakt” auftritt.
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Vol. 12 (1979)
Published: 2021-03-10

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