Der Beginn des Versöhnungsprozesses zwischen Deutschen und Polen innerhalb der katholischen Kirche lässt sich erst im Verlauf der 1960er Jahre feststellen, nachdem beide Völker erst ihre unmittelbaren materiellen und seelischen Nöte überwunden hatten. Zu den wichtigsten Initiativen, die die Verständigung entscheidend voranbrachte, gehörten die Predigt des Berliner Bischofs Julius Kardinal Döpfner von 1960, in der er als einer der ersten offen von den ungeheuren Opfern des polnischen Volkes während des Naziregimes sprach, die sog. EKD-Denkschrift von 1965 mit der Aufforderung nach der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Staatsgrenze und dem Verzicht auf die deutschen Ostgebiete, der Briefwechsel zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen, sowie das Memorandum des Bensberger Kreises von 1968. Heute ist die Situation der Kirche nicht mehr vom politischen Tagesgeschehen geprägt, so dass sich Gläubige und Klerus offen artikulieren können. Zu einem wichtigen Multiplikator der deutsch-polnischen Beziehungen in der katholischen Kirche könnte der deutsche Papst werden, der sich in Polen höchsten Ansehens erfreut. Aber auch die positive Haltung der Bischofskonferenzen lässt eine gute Atmosphäre entstehen, auf deren Grundlage fruchtbare Aktivitäten gedeihen können. Die wirklich antreibende Initiative der deutsch-polnischen Beziehungen kommt jedoch von der Basis. Es sind die Gläubigen vor Ort, die Bezug zu Polen haben, sei es über Abstammung oder Familienbindung, die sich am Gemeindeleben beteiligen und die Ortskirchen dahingehend beeinflussen. Eine große Rolle fällt dabei den Aussiedlern aus Polen zu, die trotz häufiger Integrationsprobleme als kulturelle Brückenbauer fungieren. Die vielen guten Aktivitäten sind ein Zeichen dafür, dass sich die gemeinsamen Beziehungen intensivieren, auch wenn das häufig leise und unbemerkt passiert. Dabei darf man sich nicht von politischer Missstimmung, die häufig von den Medien verbreitet wird, zu stark irritieren lassen, denn politische Prozesse werden zu oft in der öffentlichen Debatte gravierender dargestellt, als sie wirklich die Beziehungen beeinflussen können.