Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
23-04-2021
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Abstract
| S. 1-13
Christa Bürger interpretiert die Ergänzung des Goethe entliehenen Titels von Ungers Roman als Einspruch der Autorin gegen die Aneignung der Geschichte einer Frau, die darin als Entsagende erscheint. In den „von ihr selbst geschriebenen Bekenntnissen“ wird derart ein Programm erkennbar: für eine weibliche Allianz, d.h. ein von der herrschenden Geschlechterordnung abweichendes, selbstbestimmtes Leben und eine Sprache, die eine Liebe jenseits des Begehrens zum Ausdruck zu bringen vermag – im Medium der Kunst. Der Essay steht im Zusammenhang eines seit Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gemeinsam mit Peter Bürger entwickelten Projekts einer kritischen Literaturwissenschaft, unter Einschluss einer verdrängten weiblichen Tradition.
Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
20-01-2021
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Abstract
| S. 1-38
Untersuchungsgegenstand des Artikels sind Beobachtungen und Beurteilungen weiblicher Reisender des 19. Jahrhunderts über Musik, die sie in anderen Ländern hörten und die ihnen befremdlich vorkam. Für diese etwas ausgefallen klingende Thematik – Musikbeschreibungen sind eher selten zu lesen – gibt es Gründe: Gesang und Instrumentalspiel waren Bestandteile höherer Mädchenbildung, Frauen wurde von der Literaturkritik folglich ein Urteil auf diesem Gebiet zugestanden. Mehr noch: Die öffentliche Meinung billigte Schriftstellerinnen nicht nur spontane, emotionsbetonte Urteile zu, sie forderte geradezu Irrationalität als weibliches Charakteristikum ein. Die Kulturforschung hat also ein vielversprechendes Feld vor sich. Es fällt auf, dass das Gefühl von Alterität nicht auf das Erlebnis von Exotik beschränkt ist, sondern schon bei Musik einer anderen Konfession oder eines anderen europäischen Landes auftreten kann. Die Schriften von Friederike Brun, Ida Hahn-Hahn und Louise Mühlbach, die hauptsächlich untersucht wurden, kamen zu recht absprechenden und sehr persönlich gefärbten Urteilen. Fremd wurde nicht etwa als ungewohnt zunächst abwartend und vorsichtig beurteilt, sondern als negativ empfunden und mit negativ besetzten Assoziationen verknüpft. Ergänzend oder alternativ kann das Urteil, das Fremde sei zurückgeblieben, hinzutreten. Da Frauen sich hüteten, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu berufen, fiktionalisierte Louise Mühlbach ihr Wissen über ägyptische Instrumente, Berufssängerinnen und Liedtexte als selbsterworben, obgleich es nachweislich angelesen war. Deutsche Schriftstellerinnen waren bemüht, dem Publikum jene spontanen Urteile und ‘ungeschminkten‘ Darstellungen zu bieten, die es erwartete. Dass dies zu Fehlgriffen führte, wurde bereits im 19. Jahrhundert von einzelnen Wissenschaftlern scharf kritisiert und kann uns heute peinlich vorkommen, ist aber – auch – Ergebnis von generell herrschenden geschlechtsspezifischen Festlegungen.
Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
20-01-2021
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Abstract
| S. 1-24
Folmans und Polonskys Graphic Diary zum Tagebuch der Anne Frank ist die erste vom Anne Frank Fonds autorisierte Adaption. Das Genre wird in der Intention gewählt, eine Auseinandersetzung Jugendlicher mit der Geschichte um Anne Frank infolge sich verändernder Rezeptionsmedien zu initiieren. Aufgrund der Relevanz, die das Tagebuch für die Auseinandersetzung mit den verheerenden Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges besitzt, und aufgrund der Schwierigkeit, die mit einer Adaption der facettenreichen und literarisch hochwertigen Quelle einhergeht, widmet sich der Artikel Adaptionsstrategien sowie Gemeinsamkeiten und Unterschieden zum Prätext. Neben Kürzungen zum leichteren Erfassen der Kernhandlung, einer überspitzten und teils komischen Figurendarstellung kennzeichnen intra- und intermediale Bezüge das grafische Tagebuch. Letztere transportieren vielschichtige Inhalte in Bezug auf die Historisierung und Figurendarstellung. Ein Fokus auf die empathische Darstellung der Emotionen erleichtert zusammen mit einer den Inhalt unterstützenden grafischen Gestaltung den Einstieg junger Rezipierender in die Thematik. Somit birgt das Graphic Diary auch Möglichkeiten zum schulischen und universitären Einsatz, da es die Thematisierung des zum Literaturkanon gehörigen originalen Tagebuchs beispielsweise durch neu geschaffene Interpretationsspielräume bereichern kann.
Sprache:
PL
| Veröffentlichungsdatum:
14-04-2021
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Abstract
| S. 1-14
Der Artikel stellt eine philologische Analyse von Transformationen und liminalen Phänomenen dar, die sich im zweiten Kapitel von Yoko Tawadas Roman Etüden im Schnee bemerkbar machen. Beleuchtet wird die mehrdimensionale Verstrickung des Romans in einem intertextuellen Raum „dazwischen“, in dem sich nicht-normative Möglichkeiten des Daseins jenseits der Dominanz von inneren und äußeren oder menschlichen und tierischen Welten konstituieren. In die Analyse werden poststrukturale und postkoloniale Forschungsmethoden einbezogen.
Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
06-05-2021
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Abstract
| S. 1-16
Michael Köhlmeiers Roman Das Mädchen mit dem Fingerhut (2016) über das Ankommen und Leben eines Flüchtlingskindes in einer fremden Gesellschaft greift die Themen Fremdheit, Sprachunfähigkeit, Integration von Kindern und Jugendlichen auf. Die narrative Gestaltung von Migrations- und Fluchtprozessen sowie die Darstellung von Fremdheitserfahrungen in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur birgt bekanntlich ein pädagogisches Potenzial und einen didaktischen Mehrwert in der Hinsicht, dass die Behandlung von Fluchtliteratur im Unterricht über die Entwicklung textanalytischer Kompetenzen hinaus insbesondere das interkulturelle Lernen und die Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für komplexe Themen der Gegenwart ermöglicht. Mit Blick auf die soziale und gesellschaftliche Dimension von Flucht stellt der vorliegende Beitrag literaturwissenschaftliche Überlegungen zu Michael Köhlmeiers Roman Das Mädchen mit dem Fingerhut an und untersucht seine literaturdidaktische Relevanz bzw. prüft in Anlehnung an Byrams Modell zur Beschreibung interkultureller Kompetenzen und Spinners Aspekte literarischen Lernens, inwiefern Köhlmeiers Text als Unterrichtsgegenstand legitimiert werden kann.
Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
20-01-2021
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Abstract
| S. 1-28
An Beispielen wie Fräulein in Goethes Faust und vielen Ausdrücken aus dem Frühneuhochdeutschen des 16. Jahrhunderts wie Elend und Gelobtes Land wird gezeigt, dass die traditionelle Theorie des historischen „Bedeutungswandels“ mit der Gegenüberstellung von alter, heute nicht mehr gebräuchlicher Bedeutung eines Wortes und neuer, gegenwärtig verwendeter Bedeutung zu einfach ist. Dieser Beurteilung des lexikalischen Sprachwandels wird die These von einer „diachronen Polysemie“ gegenübergestellt, nach der die semantischen Merkmale von Lexemen im Laufe der Geschichte häufig neu geordnet werden, mit Zurücktreten und Vordringen ganzer Bedeutungen. Die Gebrauchsfrequenz kann wechseln, Hauptbedeutungen können zu Nebenbedeutungen werden und umgekehrt. Dabei können einzelne Merkmale verblassen oder ganz verschwinden und andere neu hinzukommen. Beim Lesen von Texten mit selten gewordenen Wortbedeutungen sind deshalb semantische Sensibilität und Sprachbewusstheit in den drei Varianten polysemische, morphologische und kollokative Sprachbewusstheit hilfreich. Ihre Entwicklung sollte im Sprachunterricht der Schulen gefördert werden.
Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
07-05-2021
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Abstract
| S. 1-19
Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel, Herausforderungen in den Bereichen Struktur/Inhalt, Chunks und Grammatik in den Texten von Studienbewerbern mit Deutsch als Fremdsprache zu untersuchen. Hierfür werden die Schreibprodukte von Lernenden in der Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) nach einem Kriterienraster analysiert und ausgewertet, wobei zwischen Prüflingen, die zuvor einen DSH-Vorbereitungskurs besucht haben, und denjenigen, die sich selbstständig auf die Prüfung vorbereitet haben, unterschieden wird. Die Ergebnisse der Analyse lassen erste Empfehlungen für die inhaltliche Gestaltung der Prüfungsvorbereitung formulieren.
Sprache:
DE
| Veröffentlichungsdatum:
14-05-2021
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Abstract
| S. 1-24
In diesem Beitrag wird die Frage aufgeworfen, inwiefern sich im Prozess der Digitalisierung des Lernens bestehende didaktische Konzepte auf eine hybride Lernerfahrung übertragen lassen. Ausgehend von der Überlegung, dass Wissensvermittlung als anthropologische Konstante zu betrachten ist, wird am Beispiel von Blogs und Wikis im Deutschunterricht gezeigt, dass ein gemeinsamer Text die Möglichkeit bietet, das soziale Miteinander des Lernens in einer virtuellen Repräsentation zumindest grundlegend abzubilden. Um diesen Gedanken zu entwickeln, wird zunächst die Wikipedia als Beispiel für ein kooperatives Schreibprojekt aufgegriffen. Mit Blick auf digitale Lernplattformen werden dann Folgen der neuen sozialen Erfahrung und des hybriden Lernens dargestellt. Anknüpfend an eine kritisch-konstruktive Didaktik nach Wolfgang Klafki wird schließlich davon ausgegangen, dass auch eine hybride Didaktik dem Neuen mit der Technik des Transfers begegnen kann.